Jeder kann singen!
Das war mir schon als kleines Kind klar, während ich mit meinen Geschwistern mehrstimmig Beatles-Songs trällerte. Dass ich die Soli im Kinderchor singen sollte, fand ich eher belastend, weil ich so aufgeregt war. Allerdings fand (und finde) ich es schon schön, wenn mir alle zuhörten während ich sang!
Zugegeben, wenn man sich nicht richtig hört, oder die Begleitung zu wünschen übrig lässt, muss man sich ziemlich anstrengen. Aber wenn die Surroundings stimmen, find ich es recht schwierig falsch zu singen. Ich hatte meistens Glück mit meinen Mitmusikern.
Mit Martin Preiser im Duo zu arbeiten ist, wie wenn man sich in einen superweichen Clubsessel setzt, alles fließt, alles ist Musik.
Mit Frank Kuruc ging es mir ebenso.
Blindes Verständnis verband mich mit Susan und Martin Weinert in den fünf Jahren unserer Zusammenarbeit, gewachsen während unzähligen Gigs. Da gab es „unfassbare“ Momente! sehr traurig, dass ihre Gitarre nicht mehr live erklingt, aber durch Martin lebt ihre Musik weiter.
Michael Kersting und Klaus Wagenleiter waren weitere Glücksfälle für mich.
Mit OOYAAH war es die Macht der Stimmen meiner wunderbaren Kolleginnen und der Groove von Gernot und Dirik, die mich lange begleitet haben.
Mein Quartett mit Martin Preiser, Johannes Schaedlich und Kristof Körner gab mir das Gefühl wieder ganz da zu sein und alle musikalischen Ideen verwirklichen zu können.
Mit Bernhard Sperrfechter entdecke ich ganz neue und auch alte Seiten an mir. Wir kümmern uns nicht ums Genre und spielen was uns gefällt und zusammen entwickeln wir einen eigenen Sound. In den Jahren sind wir sehr tight geworden. Nicht zuletzt auch durch die Produktion von unserem gemeinsamen Album „Horseradish“, das zur Hälfte aus Eigenkompositionen besteht.
Wenn man das Glück hat mit solch großartigen Musikern zu arbeiten, wie ich ist es hatte und habe, ist schön singen easy!
Warum ausgerechnet Jazz?
Vor allem die Freiheit, die Musik im Augenblick entstehen zu lassen, sodass jedes Stück immer wieder neu klingt. Die Kommunikation unter den Musikern und die Spontaneität ist es, was mich fesselt, an dieser Musik. Natürlich kann es auch mal „spontan“ in die Hose gehen beim Improvisieren, aber mit richtig guten Musikern, können selbst vermeintliche Pannen kreativ genutzt werden, meistens jedenfalls!
Wenn man ohne nachzudenken den Pulse in gleicher Weise fühlt und das Stück zu grooven beginnt, das ist fast wie fliegen! Ich liebe es, wenn beim Improvisieren im selben Moment aus verschiedenen Köpfen die gleiche Idee entsteht und nach außen dringt. Das ist das unbeschreiblich Größte!
(Das Plakat war übrigens mein Allererstes. Zeitlos schönes Design von Lutz Lerchenfeld)
It’s a long way to tipperary
Meine erste Berührung mit Jazz hatte ich in den Siebzigern. Da spielte das Albert Mangelsdorf Quartett in Geislingen. Nach etwa 15 Minuten, die ich hauptsächlich mit Ohren-zu-halten verbrachte, verließ ich verständnislos das Konzert. Ich war 16 oder 17 und stand eigentlich eher auf Folkmusik. Falsche Zeit- falscher Ort –falsche Musik?
Damals sang ich noch in einer Folkband namens Adebar und interpretierte mittelhochdeutsche Texte – tandaradei – War sehr „in“ damals!
Später, während meiner Studienzeit in Kaiserslautern wurde ich, aus einer Bierlaune heraus, Frontfrau in einer Polit-Rock-Punk-Band der Uni. Das war im heißen Herbst 1983. Wahrscheinlich hab ich zu laut gebrüllt!
Dadurch kam ich mit Kaiserslauterer Musikern in Kontakt und letztendlich mit Blues und Jazz. Ralph Herrnkind, der mein Gespür für diese Musik erkannte, nahm mich auf Sessions mit und kaum vier Wochen später hatte ich meinen ersten Jazz Gig bei dem ich drei Titel singen musste, mit zitternden Knien. Die Savannah Bluesband engagierte mich als Backgroundsängerin. Kurze Zeit später entstand die Jutta Brandl Band.
Nightclubs in Singapore und andere Wunsch-Kinder
1992 hab ich geheiratet und 1993 und 1995 sind unsere beiden Wunsch-Kinder geboren. Meine lange Familienpause war schön und mir sehr wichtig. Einen Teil davon verbrachte ich in Singapur, was ganz neue Erkenntnisse brachte. Musikalisch gab es dort nichts Erwähnenswertes, außer, dass ich mal in einem Nightclub durch „Wer-kann-am-längsten-einen-Ton-singen“ den ersten Preis gewann, war lustig!
Die beiden Kinder sind inzwischen erwachsen und die Musik nimmt den größten Platz ein in meinem Leben. Ich entdeckt immer wieder Neues und das Lernen hört nie auf. Das ist sehr bereichernd und schön für mich.
Mehr als zehn Jahre hab ich mit Ooyaah gearbeitet. Vier ausgezeichnete Sängerinnen mit einem hervorragenden Bassisten, der auch singt und verschiedenen unglaublich groovenden Schlagzeugern. Mit meiner langjährige Lieblingsband habe ich nach der Familienpause wieder angefangen.
Das Trio mit Jakub Dorofiej und Johannes Schaedlich, noch während Oohyah-Zeiten, war mein erstes Soloprojekt nach meiner Kinderpause. Wieder ein Neuanfang und doch ein Anknüpfen an alte Zeiten. Jakub ist ein großartiger Gitarrist und ein begnadeter Arrangeur. Wir hatten einige schöne Gigs zusammen. Ich hab mich gefreut, dass mein Name in der Szene nach so langer Zeit immernoch präsent war.
Coarbegh. Faszinierendes Neuland war für mich die Zusammenarbeit 2012/13 mit den beiden ProgRock Musiker Stefan Glomb und Philipp Jaehne. Bei ihrem letzten Album „Island noises“ an dem ich mitgewirkt habe, kam ihnen die Idee ein ganzes Album mit mir zu produzieren. Erschienen ist es im April 2013 und heißt: „The Colour of Happiness“ www.coarbegh.de
Musik, Musik, Musik…
Mit meinem Quartett und dem Duo mit Martin Preiser habe ich einige Jahre viel gearbeitet. Ich habe gemerkt wie ich das in der Zeit zuvor vermisst habe! Um das Quartett ist es nun ein ruhiger geworden. Verschiedene Projekte gab es in den vergangenen Jahren, vor Corona: Jazzwords: verbindet Literatur mit Musik. Es gibt Programme über berühmte Jazzsängerinnen bei denen die Schauspielerin Renate Kohn die Texte liest und ich singe.
Auch das Trio Carte Blanche Trio mit Martin Preiser und dem Harmonicaspieler Jens Bunge war vor sehr aktiv. Wir spielen vorwiegend Musik von Michel Legrand und französischen Chansons.
Das Duo mit Bernhard Sperrfechter ist im Moment mein Hauptprojekt. Wir arbeiten regelmäßig miteinander und haben vor und während der Pandemie unser erstes Album produziert. Zur zeit spiele ich hauptsächlich in dieser Besetzung.
Aber nicht nur, und ich finde es wunderbar mit all den genannten Musikern zu arbeiten.
Meine kleine Jazzreihe in Schifferstadt in Möllers Restaurant im Salischen Hof hat sich ganz gut etabliert und geht mittlerweile ins 9. Jahr. Nicht zu vergessen meine Arbeit als Gesangs- und Stegreifcoach: Hier merke ich wieder mal wie toll es ist wenn Menschen zusammen singen!
….THE BEST IS YET TO COME…..